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Strompreisentwicklung bis 2030

26 November 2019

Mit Inkrafttreten der Strompreiszonentrennung am 1. Oktober 2018 wurde der deutsche und der österreichische Strommarkt getrennt. Diese sollte die physischen und finanziellen Stromflüsse ins Gleichgewicht bringen und dadurch Bedarf und Kosten für die notwendige Stabilisierung der Netze senken. Allerdings resultierte die Trennung auch in einer Steigerung des Strompreises in Österreich um rund 8%. Somit lagen die Kosten für eine MWh im ersten Jahr der Strompreiszonentrennung (Berechnungszeitraum 1. Oktober 2018 bis 30. September 2019) in Österreich bei EUR 45,10. Der Preisunterschied zwischen Österreich und Deutschland betrug im Schnitt EUR 3,40 pro MWh.

Sollen Aussagen über die Entwicklung der Strompreise in den nächsten Jahren getroffen werden, so müssen verschiedene Faktoren miteinbezogen werden. Neben politischen Rahmenbedingungen gilt es die Dekarbonisierung des Stromsektors und den damit einhergehenden Ausbau der erneuerbaren Energien zu beachten. Denn der Strompreis bzw. die Stromkosteneffekte sind insbesondere abhängig von den im System verbleibenden Kohlekraftwerkskapazitäten, dem Preisumfeld mit Blick auf die Brennstoff- und CO2-Preise sowie auch von den Entwicklungen im benachbarten Ausland. Einer aktuellen Studie zufolge ergeben sich aus politisch induzierten Stilllegungen von Kohlekraftwerks-Kapazitäten Strompreiseffekte um 0,4 Ct/kWh  mit einer Bandbreite von 0,1 bis 0,6 ct/kWh.[1] Den preiserhöhenden Effekten der vorgezogenen Kraftwerksstilllegungen stehen zwar die preissenkenden Effekte des Ausbaus erneuerbarer Energien gegenüber – in Summe führt dies laut aktuellen Rechenmodellen aber nur zu einem Rückgang der Großhandelspreise von rund 0,4 ct/kWh (sog. Merit-Order-Effekt).[2]

Im Rahmen der Klausurtagung des Windkraftbetreibers Ökoenergie referierte Mag. Karl Newertal, Partner bei BDO, über die oben beschriebenen Auswirkungen der Strompreiszonentrennung und die voraussichtliche Entwicklung der Strompreise in den nächsten Jahren.

Weitere Referenten waren Wilfried Klauss, Geschäftsführer der AAE Naturstrom GmbH, der einen Marktüberblick über neue Geschäftsmodelle, allen voran Direktvermarktungskonzepte gab, und die Neukundenangebote analysierte. Dr. Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der E-control, betonte in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit des Konsumentenschutzes und erläuterte das Clean Energy Package sowie die Herausforderungen, die die Digitalisierung und Dezentralisierung des Strommarktes mich sich bringen.

v.l.n.r. Wilfried Klauss (AAE Naturstrom), Wolfgang Urbantschitsch (e-control), Karl Newertal (BDO), Richard Kalcik (Ökoenergie), Herbert Waismayer (Ökoenergie), Bernhard Rögner (Ökoenergie), Manfred Schamböck (Ökoenergie)

[1] Endbericht Stromzukunft Österreich 2030 der TU Wien.

[2] Öko-Institut e.V. - Strompreis- und Stromkosteneffekte eines geordneten Ausstiegs aus der Kohleverstromung.